Oswalt-Stiftung zur Förderung der biophysikalischen Forschung und ihrer Anwendungen in der Medizin feiert 100-jähriges Bestehen

Anlässlich des Jubiläums verlieh die Stiftung zum ersten Mal den Frankfurter Biophysik-Preis an Dr. Julia Mahamid und Prof. Dr. Sabine Petry

25. Juli 2022

Am 1. Juli dieses Jahres fand mit einem Jahr Covid-19-bedingter Verspätung der Festakt zum 100-jährigen Jubiläum der Oswalt Stiftung am Max-Planck-Institut (MPI) für Biophysik statt. Mit einem feierlichen Symposium wurde ein Jahrhundert der Förderung von Wissenschaft und Technik in der Biophysik gefeiert. Höhepunkt des Tages war die erstmalige Verleihung des Frankfurter Biophysik-Preises für herausragende Forschungsleistungen mit medizinischer Perspektive, dotiert mit 50.000 €. Ausgezeichnet wurden Dr. Julia Mahamid vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) Heidelberg und Prof. Dr. Sabine Petry von der Princeton University in den USA.

Text: Katharina Käfer

Seit 100 Jahren fördert die Oswalt-Stiftung biophysikalische Forschung zur Anwendung in der Medizin

1921 wurde die Oswalt-Stiftung, Institut für physikalische Grundlagen der Medizin, von einer Gruppe Frankfurter Bürgerinnen und Bürger um Henry Oswalt ins Leben gerufen, um die Forschung von Prof. Dr. Friedrich Dessauer zur medizinischen Anwendung der Röntgenstrahlung zu fördern. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte durch die finanzielle Unterstützung der Oswalt-Stiftung das heutige MPI für Biophysik gegründet werden.

Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Ernst Bamberg, Emeritus am MPI für Biophysik, finanziert die Stiftung immer noch technische Entwicklungen, Seminare sowie Fortbildungen und die berufliche Entwicklung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Institut. Ziel ist es, wissenschaftliche Forschungsergebnisse nutzbar zu machen für neue Entwicklungen und Anwendungen in der Medizin.

100 Jahre biophysikalische Forschung feierte die Oswalt-Stiftung mit einem großen Festakt und der Verleihung des Frankfurter Biophysik-Preises an Dr. Julia Mahamid und Prof. Dr. Sabine Petry durch Prof. Dr. Ernst Bamberg. Musikalisch untermalt wurde die Festveranstaltung durch den Pianisten Christoph Ulrich.

Die Bedeutung der Stiftung für die medizinische Forschung und die gute Zusammenarbeit und Vernetzung mit der Max-Planck-Gesellschaft und der Goethe-Universität Frankfurt am Main wurden von zahlreichen Gratulierenden hervorgehoben, darunter Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Bastian Bergerhoff, Kämmerer der Stadt Frankfurt, Prof. Dr. Michael Huth, Vizepräsident der Goethe Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Clemens Glaubitz, Dekan am Fachbereich für Biochemie, Chemie und Pharmazie, und Prof. Dr. Asifa Akhtar, Vizepräsidentin der Biologisch-Medizinischen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft.

Die spannenden Vorträge der beiden Preisträgerinnen und der Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen des Max-Planck-Instituts für Biophysik im Rahmen des Oswalt-Symposiums zeigten, wie die strukturbiologische Untersuchung von Proteinen zum Verständnis und zur Therapie von Erkrankungen beitragen kann, beispielweise anhand der Erforschung der Spike-Proteine an der Oberfläche des Sars-Cov-2-Virus oder der Entsorgung fehlerhafter und nicht mehr benötigter Zellbestandteile.

Julia Mahamid und Sabine Petry erforschen seit Jahren erfolgreich die Struktur zellulärer Proteine

Dr. Julia Mahamid erhielt den Frankfurter Biophysik-Preis für ihre herausragenden Leistungen zur Weiterentwicklung der Kryo-Elektronentomographie (Kryo-EM) und der Bildgebung der zellulären Architektur. Die studierte Biologin promovierte 2010 am Weizmann-Institut für Wissenschaften in Israel im Bereich der Strukturbiologie. Während ihrer Zeit als Postdoktorandin am Max-Planck-Institut für Biochemie in München gelang ihr bereits ein Durchbruch bei der Visualisierung der Umgebung des Zellkerns mittels Kryo-EM. Ihre hochauflösenden Bilder lieferten neue Erkenntnisse über die Struktur der aus tausenden von Proteinen bestehenden Poren in der Hülle des Zellkerns und über die sogenannte Lamina direkt unter der Kernhülle, die eine Stützfunktion hat, aber auch an der Zellteilung und -vermehrung beteiligt ist. Seit 2017 entwickelt sie als Gruppenleiterin am EMBL licht- und elektronenmikroskopische Methoden stetig weiter, um die Struktur von großen Proteinkomplexen in der Zelle hochauflösend abzubilden.

Für ihre herausragenden Beiträge zur biophysikalischen Charakterisierung des Zytoskeletts und der Entstehung zellulärer Strukturen wurde Prof. Dr. Sabine Petry, die ihr Biochemie-Studium an der Goethe-Universität Frankfurt am Main absolvierte, mit dem Frankfurter Biophysik-Preis ausgezeichnet. Während ihrer Promotion an der University of Cambridge in Großbritannien war sie an der Strukturaufklärung eines bedeutenden Proteins beteiligt, das an der Synthese von neuen Proteinen in der Zelle beteiligt ist. Anschließend führte ihr Weg sie 2008 als Postdoktorandin an die University of California in den USA und 2013 als Professorin an die Princeton University, wo sie die Struktur und Dynamik des Zytoskeletts erforscht. Dieses komplexe Netzwerk aus Proteinen stabilisiert die Zelle und spielt gleichzeitig eine wichtige Rolle bei der Zellteilung und beim Materialtransport in der Zelle.

Weitere Informationen

Oswalt-Stiftung:
https://www.oswalt-stiftung.de/100-jahre-oswalt-stiftung/

Julia Mahamid (EMBL):

https://www.embl.org/people/person/caa57916a44e260711819f20e4b7e13665dd556b7821582042a5ac5f808ad524/

Sabine Petry (Princeton):
https://molbio.princeton.edu/people/sabine-petry

 

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