Plateosaurus Max – Ein Kunstwerk für die Wissenschaft

Julia Krause-Harder vom Atelier Goldstein fertigt eine Dinosaurier-Skulptur aus Materialien aus dem Max-Planck-Institut für Biophysik für unser neues Café Max

28. September 2023

Im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Biophysik schuf die Frankfurter Künstlerin Julia Krause-Harder vom Atelier Goldstein die Skulptur eines jungen Plateosaurus aus ausgedienten Kupferkabeln und Laborplastik des Forschungsinstituts. Im September 2023 wurde das Kunstwerk dauerhaft in der Cafeteria des Institutsgebäudes ausgestellt. Während der feierlichen Einweihung anlässlich der baldigen Emeritierung des Institutsdirektors und Projektinitiators Werner Kühlbrandt erfuhren die Anwesenden mehr über Julia Krause-Harders Inspiration und die Verbindung des Werks zum Biophysik-Institut.

Text: Katharina Käfer

Seit beinahe einem Jahr erstrahlt das Café Max am Max-Planck-Institut (MPI) für Biophysik in Frankfurt am Main in neuem Glanz, dank des Entwurfs der Innenarchitektin Beate Weller. Ihre Idee war es auch, dem Raum mit einer Skulptur der Künstlerin Julia Krause-Harder vom Atelier Goldstein zu schmücken. „Räume sollen zur Identifikation der Institutsmitglieder mit ihrer Institution beitragen“, so die Designerin. „Das gelingt immer dann, wenn der Kunst Raum gegeben wird.“

Julia Krause-Harder ist eine aufstrebende Künstlerin im Atelier Goldstein in Frankfurt-Sachsenhausen, das Kunstschaffende vertritt, deren Zugang zu Kunst und den dazugehörigen Institutionen nicht selbstverständlich ist. Ihre Werke werden international ausgestellt und sind in renommierten Sammlungen in Deutschland, wie etwa im Münchner Lenbachhaus, der Bundeskunstsammlung in Bonn und in der ganzen Welt vertreten. Geprägt ist Krause-Harders Kunst von einer tiefen Faszination für Paläontologie und Geografie. Ihr aktuelles erklärtes Ziel ist die skulpturale Darstellung aller heute bekannten Saurierarten. Laut der Künstlerin sind das über 1000. Aus Alltagsgegenständen wie Kassetten, Spielzeug oder Büromaterial sowie Metall, Holz und verschiedenen Kunststoffen fertigt sie anatomisch präzise und lebensgroße Abbilder der Urzeittiere.

Nach anfänglicher Skepsis – was hat ein Dinosaurier mit der Forschung in einem Biophysik-Institut zu tun? – fand Innenarchitektin Beate Weller in Direktor Werner Kühlbrandt, seinerseits selbst Kunst-Enthusiast, einen begeisterten Unterstützer für ihren Vorschlag. Die Saurier-Skulptur wurde ein Recycling-Projekt, aus Labormaterial, Reaktionsgefäßen aus Kunststoff, Pipettenspitzen und ausgedienten Kupferkabeln – aus Abfallprodukten des Instituts eben, nachhaltig, einzigartig, authentisch. Julia Krause-Harder entschied sich, ein 2,60 m langes Jungtier der Gattung Plateosaurus zu kreieren. Auf die Knochen des Pflanzenfressers, der zu den ältesten jemals in Deutschland gefundenen Exemplaren zählt, stieß man vor allem in Süddeutschland.

Am vergangenen Freitag wurde die farbenfrohe, anatomisch korrekte Darstellung des Plateosaurus-Skeletts feierlich am MPI für Biophysik eingeweiht. Zu Gast waren zahlreiche Institutsmitglieder, die Künstlerin Julia Krause-Harder und ihre Eltern, die Leiterin des Atelier Goldstein Sophia Edschmid, Innenarchitektin Beate Weller sowie Auftraggeber Werner Kühlbrandt mit seiner Frau Hester Robinson, von der die Idee stammt, das Tier aus Materialien aus dem Institut zu fertigen.

Der Plateosaurus von Julia Krause-Harder ist Kühlbrandts Geschenk an das Institut anlässlich seiner Emeritierung Ende 2023. Liebevoll taufte er ihn Max – nach Max Planck, dem berühmten Wissenschaftler und Namensgeber der Max-Planck-Gesellschaft. Auf einem Holzpodest wird Krause-Harders Kunstwerk dauerhaft am MPI für Biophysik ausgestellt sein. „Das ist Dino Max“, stellt Werner Kühlbrandt ihn bei der Einweihung vor. „Und er steht auf einer Planke: ‚Max on the Plan(c)k‘ sozusagen!“ – Lacher aus dem Publikum über diesen kreativen Einfall. Mag die tiefere Verbindung des Dinosauriers mit der Biophysik jedoch nicht auf den ersten Blick ersichtlich sein, hebt Kühlbrandt sie klar hervor: „Dieser Plateosaurus funktionierte vor vielen Millionen Jahren nach den gleichen Prinzipien wie Sie und ich heute. Das lehrt uns die Biophysik. Seine makromolekularen Komplexe, Mitochondrien und Kernporen, deren Strukturen wir hier erforschen, waren im Grunde die gleichen wie unsere.“ Auch die vielen Details des Kunstwerks, die es erst bei aufmerksamer Beobachtung aus der Nähe zu entdecken gibt, schlagen die Brücke zur biomedizinischen Grundlagenforschung. In mühevoller Kleinstarbeit hat Julia Krause-Harder winzige Abbilder verschiedener Saurier aus Bonbon-Einwickelpapier modelliert und sie in den Kunststofflabohrröhrchen untergebracht, die sie im Skelett der Riesenechse verarbeitete. Werner Kühlbrandt schafft die Analogie zu den Stammzellen des Lebewesens: „Aus jedem dieser Mini-Saurier könnte wieder ein vollständiger Plateosaurus regeneriert werden.“

In einem Interview mit Sophia Edschmid führt die Künstlerin aus, was sie an dieser Arbeit und an der Gattung des Plateosaurus besonders begeisterte. Mehr als zwei Monate habe sie sich dem Projekt gewidmet und sich gefreut, dass sie die Elektroschrott-Sammlung des Instituts durch ihr Kunstwerk verschlanken konnte, so die Künstlerin. Und warum fiel ihre Wahl auf den Plateosaurus? „Diese Gattung könnte vor etwa 220 Millionen Jahren auch genau hier gelebt haben, wo jetzt diese Cafeteria steht“, erklärt Krause-Harder. „Damals existierte noch der Kontinent Pangea. Hier befand sich der Rand des riesigen Erdteils, direkt am Meer: eine lebensfreundliche Zone.“ Auch die beinahe unvorstellbare Dimension des Zeitalters der Dinosaurier fasziniert Julia Krause-Harder: „Das Menschsein ist nur ein klitzekleines Fensterchen, ein winziges Licht in der Erdgeschichte. Die Saurier haben die Erde 180 Millionen Jahre lang beherrscht, da ist der Mensch nichts dagegen. Das sollten wir uns manchmal im Umgang mit unserem Planeten bewusst machen.“

Weitere Informationen:

Atelier Goldstein: https://www.atelier-goldstein.de/

Julia Krause-Harder: https://www.atelier-goldstein.de/kuenstler/julia-krause-harder/

Innenarchitektin Beate Weller: https://www.buero-weller.de/

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